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Ein Morgen

Quelle unbekannt

Es war ein sonniger Morgen, wie so oft im sommerlichen Westen. Miranda lag noch schlaftrunken in ihrem reichverzierten Bett, als ein vorwitziger Sonnenstrahl sich bis zu ihrem Auge vorwagte und sie endgültig dem Schlaf entriß. ''Ich muß aufstehen'', dachte sie, ''heute vormittag bin ich ja zum Ausreiten verabredet''. Noch müde von der traumschweren Nacht, erhob sie sich und streifte den Morgenmantel über.

Beim Blick aus dem Fenster, der über nebelverhangene Täler schweifte, überlegte sie, was sie wohl heute anziehen sollte. Das Kleid mußte zum Reiten geeignet sein, es sollte aber auch ihre wohlgeformte Figur zur Geltung bringen. Ja, ihre Figur war tatsächlich recht ansehnlich. Dies stellte sie mit Genugtuung fest, als ihr Blick vom Fenster zum Spiegel auf der anderen Seite des Zimmers glitt. Sie entschied sich für ihr schwarzes Reitkleid. Es lag überall eng an, so daß alle ihre Vorzüge gut zu sehen sein würden. Die Taille war überaus schmal geschnitten, daher mußte sie ihr enges Korsett anziehen. Diese Unannehmlichkeit würde sie aber um ihrer schmalen Taille willen gerne auf sich nehmen.

Da sie sich bis zum Ausreiten an die enge Schnürung gewöhnt haben wollte, beschloß sie, das Korsett schon jetzt anzulegen. Dies war auch deshalb nötig, da sie sich nach dem Frühstück nicht mehr eng genug schnüren könnte. Sie ging zu ihrer mahagonifarbenen Schubkommode, um ihr Korsett zu holen. Nachdem sie ihren Morgenmantel abgelegt hatte, zog sie das Korsett so weit auseinander, daß sie es sich zuhaken konnte. ''Es liegt eigentlich schon jetzt recht fest an, ohne daß die Schnürung angezogen ist'', dachte sie, und stellte sich vor wie sie sich fühlen würde, wenn es zugeschnürt sein würde. ''Aber daran kann man nicht ändern, die heutige Mode verlangt eben schmale Taillen'', seufzte sie, ''Wenn sie aber doch nicht so lang sein müßten''. In der Tat waren zur Zeit sehr lange Taillen Mode, sie gingen fast bis zur Brust herauf. Dies war für die Trägerin ziemlich unbequem, da auch der Brustkorb stark zusammengepreßt wurde.

Sie begann also mit dem Schnüren. Im Moment hatte sie noch einen Taillenumfang von 25 Zoll. Dies war für eine erwachsene Frau eigentlich schon recht wenig. Doch für die modischen Kleider war es natürlich viel zu viel. Zu Beginn des Schnürens gab es noch kaum Probleme. Nach kurzer Zeit hatte sie ihren Umfang schon um 4 Zoll verringert. Sie machte eine Pause, um das Korsett zurechtzurücken und um etwas zu verschnaufen. ''So sieht die Taille eigentlich schon ziemlich schmal aus'', dachte sie, ''doch das Kleid fordert seinen Tribut''. Jetzt kam nämlich der unangenehme Teil des Schnürens. Mit jedem Zoll, daß sie an Umfang verlor, würde ihr Atem schneller werden und ihr Herz zu rasen beginnen. Nach weiteren 2 Zoll, als sie nur noch 19 Zoll um die Taille maß, mußte sie eine weitere Verschnaufpause einlegen. Nach einer halben Stunde hatte sie sich wieder erholt und fuhr mit dem Engerschnüren fort. Bald hatte sie ja ihre gewünschte Taillenweite erreicht. Die letzten 2 Zoll sind die schwierigsten, fast eine Quälerei, wie Miranda immer zu sagen pflegte. Doch sie schaffte auch diesen letzten Schritt. Abschließend band sie sich die Korsettschnüre fest um die Taille, denn die Schnürung sollte schließlich bis am Abend halten.

Als sie wieder etwas ruhiger atmen konnte, betrachtete sie sich wieder im Spiegel, und wurde ein wenig stolz auf ihre Taille. Welche andere Frau maß schließlich nur 17 Zoll an ihrer schmalsten Stelle. Dieser magische Wert war noch aus einem anderen Grund von Bedeutung: Diese Taillenweite war ungefähr notwendig, damit man die Taille mit zwei Händen umfassen konnte. Wenn dies möglich war, so wurde der Dame von den Herren der Schöpfung ein besonderer Reiz zugeschrieben. Nun zog sie wieder ihren Morgenmantel über und widmete sich ihrer Frisur sowie ihrem Gesicht. Über diese morgendlichen Vorbereitungen war eine Stunde vergangen und es wurde Zeit das Kleid anzulegen. Inzwischen hatte sich ihr Körper schon an die Enge gewöhnt und ihr Atem und Puls waren schon fast normal geworden. Sie legte also den Morgenmantel ab und nahm das Kleid. Es war kaum verziert, denn jede Rüsche hätte die Linie der Figur verdorben, aber es war genau nach der Linie des Korsetts gearbeitet, damit es gut paßte. Miranda legte sich das Kleid um und knöpfte es vorne zu. Die schmale Knopfreihe unterstützte den eleganten Verlauf der Taille.

''Ich sollte jetzt eigentlich frühstücken'', dachte sie, ''aber ich habe gar keinen Appetit''. Das war verständlich, denn ihr Leib war so stark zusammengepreßt, daß für die inneren Organe nicht mehr viel Platz blieb. Insbesondere war der Magen ganz zusammengedrückt, so daß kein Hungergefühl entstehen konnte. Dieser Nebeneffekt war Miranda ganz recht, denn so konnte sie öfter auf eine Mahlzeit verzichten, das ist schließlich gut für die schlanke Linie, ohne gleich von einem Hungergefühl geplagt zu werden.

Das Frühstück fiel also aus. Bei der Enge der Schnürung würde wohl das Mittagessen ebenso entfallen. So diente das starke Schnüren nicht nur der Erzeugung einer schmalen Taille, sondern auch der Gewichtsabnahme und so einer Verbesserung der ''natürlichen'' Figur.


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