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Daten aus Schnittmustern, Werbeanzeigen und Kleidergeschäften (1886)

Aus David Kunzle: ''Fashion and Fetishism''

Das führende deutsche Modemagazin Der Basar enthielt Schnittmuster für Korsetts mit Taillenweiten von 50 bis 60 cm (19,5 bis 23,5 Zoll), wobei 54 cm (21 1/4 Zoll) und 56 cm (22 Zoll) als üblichste Größe betrachtet wurde. 1886 erschienen Muster für Korsetts aus Drillich und Satin mit Taillenweiten von 46 cm (18 Zoll); es werden dicke Schnüre empfohlen. Jedoch war bis zur Mitte der 90er Jahre die durchschnittlich kleinste Taillenweite von 21 auf 23 Zoll angestiegen; industriell in Massen hergestellte Korsetts waren ab Größe 48 (19) aufwärts erhältlich; deutsche Frauen kauften selten kleinere Größen, wohingegen Russinnen üblicherweise Größen zwischen 42 und 46 cm (16,5 bis 18 Zoll) verlangten.

In Frankreich war das Korsett als Massenartikel ab Größe 46 (18) im Handel (In La Ménagère galten Korsetts der Größe 44 (17) als außergewöhnlich). Warner's verkaufte in den USA ''große Mengen'' an Korsetts der Größen 18, 19 und 20 (Always Starting Things, 1954 von Warner's veröffentlicht). Sears Roebuck verkaufte über ihren Bestellkatalog Größen ab 18 Zoll. Schnittmuster in La Mode Illustré schrieben für Kinderkorsetts größere Taillenweiten (zwischen 20,5 und 23,5 Zoll) vor als für Erwachsenenkorsetts (19 bis 23); 1884 wurde das Muster eines Luxuskorsetts aus Satin mit einer Taillenweite von 46 cm (18 Zoll) angeboten. Auf dem Kontinent warben die Kleiderhersteller in den frühen 90ern mit Größen ab 19 Zoll; normalerweise betrug die Differenz zwischen Brust- und Taillenweite 15 Zoll (1960 waren es 10 Zoll). Die englischen Kleidergeschäfte begannen bei 20 Zoll. Die Taillen begehrter menschlicher Modelle variierten so zwischen 18 und 21 Zoll (Flinn, S. 19).

Das vermehrte Eng-Schnüren in den 80er und 90er Jahren ermutigte Werbefachleute, die Unzerbrechlichkeit und Geschmeidigkeit genauso hervorzuheben wie die Hygiene und den Komfort. Zur gleichen Zeit (1890) wurde die Tendenz der Korsettstangen, zu brechen, erwähnt, sie ''nähere sich verhängnisvollen Ausmaßen''. Fischbein wurde nach und nach durch Stahl ersetzt, da Wale durch die Jagd auch schon fast ausgestorben waren, und andere, rostfreie, geschmeidige und unzerbrechliche Ersatzstoffe wurden gesucht. Von Platin behauptete man, es sei so biegsam, daß man es knoten könne. Die Franzosen erfanden ein Korsett aus Borsten des russischen Wildschweins, das ''absolut unzerbrechlich'' war.

Izod's war die erste Firma, die unübersehbare, bunte Werbebilder veröffentlichte, deren Zielgruppe Frauen waren, die sich eng schnürten. Sie benutzten auch sogenannte ''Action-Vignetten'', welche die Trägerin beim Früchteessen, Tanzen, Tennisspielen etc. darstellte. 1879 kündigten sie ihr ''patentiertes, mit Dampf in Form gebrachtes Korsett'' an, das nach der von Hogarth geprägten Line of Beauty entworfen war, es sollte ''so genau passen und so bequem sein, daß auch eine sehr kleine Größe ohne den geringsten körperlichen Schaden getragen werden konnte'' (Judy's Album). Andere Werbeanzeigen priesen diese Korsetts an als ''tragbar für alle Ladies, ob Verfechter des Eng- Schnürens oder nicht''. Merkwürdigerweise sind keine Größen angegeben, aber eine Leserin des Family Doctor schrieb in einem Leserbrief (22. Dezember 1882), daß sie das Modell Sylphe von Izod in den Größen 14 und 15 Zoll trug. Dermathistic war, nach Izod's, die am zweitweitesten verbreitete Firma, die eng-schnürende Frauen ausstattete. Ein Modell dieser Firma wurde (von Seeker) folgendermaßen beschrieben: es enthielt vierzig lederbezogene Stangen, die in einer so schmalen Taille so dicht plaziert waren, daß sie sich förmlich berührten und so einen stabilen/soliden Gürtel bildeten. Das war den französischen Herstellern nur billig, deren Äquivalent zu diesem Modell hatte viermal so viele Stangen. In der Werbung wurden Korsetts von Dermathistic als ewig haltbar gepriesen, ihre ledergeschützten Stangen und Stäbchen wurden lobend hervorgehoben und sie erschienen in einer verlockenden Vielzahl von Farben: scharlachrot, tabak, gold-rubinrot, terracotta, taubengrau und khaki.

Von anderen Marken wurde in der Werbung gesagt, daß sie das Eng-Schnüren ermöglichten ohne die gesundheitlichen Schäden, die in aller Munde waren (Pingat's ''verschmäler' deine Taille ohne übermäßigen Druck''), und daß sie die Figur in solcher Weise verschmälerten, daß Eng-Schnüren ''unnötig'' würde. Die verstärkenden Elemente schadeten ''selbst beim Eng-Schnüren'' nicht (Queen, 5. September. 1885 - diese Worte wurden oft groß geschrieben), und wurden von zehn Ärzten empfohlen. Diese Produkte waren in allen Größen erhältlich, auch für Jungen und Mädchen im Alter von 5-10 Jahren. Die Ladies, die eine ''außergewöhnlich lange, schmale Taille'' wünschten, wurden aufgefordert, es einmal mit Giraud's Beauty and Smallwaist Corset (Korsett der Schönheit und der schmalen Taille) für ''normale Statur'' in den Größen 18-27 und für ''außergewöhnlich schmale Statur'' in den Taillengrößen 15-22 zu versuchen; allerdings veränderte sich der Schnitt an den Hüften und im Brustbereich nicht. Das erstklassige Kaufhaus Dickens and Jones hatte ''Specialité Guinea''-Korsetts in den Größen 17-24 im Warenangebot. Die Aussage ''eine sehr kleine Größe kann ohne den geringsten körperlichen Schaden getragen werden'' empörte Mrs. Haweis, eine von vielen Verfechter(inne)n des Modewandels, ganz besonders, wie auch jedes andere dieser Werbeargumente; sie hielt sogar Vorträge, in denen sie diese attackierte.


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